Montag, 27. September 2004

Einstein, der relative Ulmer

Obwhol der gute Albert nur seine ersten 15 Monate in Ulm lebte, sind die Ulmer stolz darauf, daß das Genie in Ulm geboren wurde.
Wissenschaft[1]
Das war leider nicht immer so, 1929 Schrieb Einstein kurz nach seinem 50. Geburtstag noch an die Stadt Ulm:

"Die Stadt der Geburt hängt dem Leben als etwas so Einzigartiges an wie die Herkunft von der leiblichen Mutter. Auch der Geburtsstadt verdanken wir einen Teil unseres Wesens. So gedenke ich Ulm in Dankbarkeit, da es edle künstlerische Tradition mit schlichter und gesunder Wesensart verbindet."[1]

Vielleicht war dieses höfliche Schreiben auch deshalb nur so höflich, weil Ulm eine Straße "Einsteinstraße" nannte, nachdem dieser den Nobelpreis erhalten hatte. Nur vier Jahre später haben die Nazis die Macht übernommen und Einstein schickte noch einen Brief:

"Solange mir eine Möglichkeit offen steht, werde ich mich nur in einem Lande aufhalten, in dem politische Freiheit, Toleranz und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetze herrschen. Zur politischen Freiheit gehört die Freiheit der mündlichen und schriftlichen Äußerung politischer Überzeugung, zur Toleranz die Achtung vor jeglicher Überzeugung eines Individuums. Diese Bedingungen sind gegenwärtig in Deutschland nicht erfüllt. Es werden dort dijenigen verfolgt, welche sich um die Pflege internationaler Verständigung besonders verdient gemacht haben, darunter einige der führenden Künstler. Wie jedes Individuum, so kann auch jeder gesellschaftliche Organismus krank werden, besonders in Zeiten erschwerter Existenz. Nationen pflegen solche Krankheiten zu überstehen. Ich hoffe, daß in Deutschland bald gesunde Verhältnisse eintreten werden und daß dort in Zukunft die großen Männer wie Kant und Goethe nicht nur von Zeit zu Zeit gefeiert werden, sondern daß sich auch die von ihnen gelehrten Grundsätze im öffentlichen Leben und im allgemeinen Bewußtsein druchsetzen."[1]

Darauf reagierten die Ulmer Nazis schnell: sie benannten die Einsteinstraße in "Fichtestraße" um und ein Jahr später wurde Einstein die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.

-ein klarer Fall von gibts nicht...-

Nach 1945 wurde die Straße wieder in "Einsteinstraße" umbenannt, und Einstein soll gesagt haben:

"Die drollige Geschichte mit dem Straßennamen ist mir seinerzeit zur Kenntnis gekommen und hat mich wenig amüsiert. Ob sich seither in der Sache etwas geändert hat, ist mir unbekannt, und noch mehr, wenn eventuell sich die nächste Änderung vollziehen wird, weiß aber meine Neugier zu züglen. (...) Ich glaube, ein neutraler Name, z.B. "Windfahnenstraße" wäre dem politischen Wesen der Deutschen besser angepaßt und benötigte keine Umtaufen im Laufe der Zeiten."[1]

Was nun jeder für Sich aus diesem Briefwechsel ableitet sei jedem Selbst überlassen, Schade nur daß es heute noch so viel "Windfahnen"- Mentalität gibt.

[1] Quellen: Stadt Ulm, Zentrale Dienste, Öffentlichkeitsarbeit und Repräsentation

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